Tag 14: Zero Day in Idyllwild

Nochmal zur Erklärung was ein Zero Day ist: 0 Meilen am Trail. Dient dazu, den Körper eine Verschnaufpause zu gönnen und sich zu erholen.

Was macht man an seinem freien Tag als erstes? Richtig, man holt sich ein richtig gutes Frühstück. In der Bakery würden wir am liebsten alles bestellen, doch die Wahl fällt schlussendlich auf belgische Waffeln.

Als ich meine Bestellung abgegeben habe und wieder raus zum Tisch komme, sehe ich Dominik mit einer Schachtel Erdbeeren. Zwei Damen haben sie ihm geschenkt.

Hier beginnt eine Reihe an Ereignissen die vielleicht beim lesen völlig absurd klingen, aber die sich in etwa genau so zugetragen haben.

Wir freuen uns über die Erdbeeren und Thomas geht rein bestellen. Er kommt heraus und berichtet uns grinsend, dass genau diese Damen ihm gerade sein Frühstück bezahlt haben und ihm sogar etwas Geld zugesteckt haben! Und ich habe schon bestellt…verdammt! Eine der Frauen erklärten ihm, dass ihre Tochter vor einem Jahr den PCT gewandert ist und sie dort auch oft eingeladen worden ist, und sie das jetzt zurückgeben möchte. Wir denken kurz darüber nach, den ganzen Tag einfach hier sitzen zu bleiben und uns beschenken zu lassen, gehen aber dann doch weiter.

Ich fasse den Tag einfach kurz zusammen sonst schweife ich zu sehr ab:

·) ein Mann schenkt uns drei USA Bandanas (Foto folgt weiter unten)

·) eine Shopverkäuferin schenkt uns zwei Sticker und beginnt fast zu weinen, weil sie sich so freut, dass wir hier sind

·) wir bekommen vorm Supermarkt zwei Säckchen Nüsse geschenkt

·) Dominik und Tom bekommen zwei Rubbellose geschenkt und gewinnen 5 Dollar

·) eine Frau flüstert uns zu wo man gratis Fußmassagen herbekommt (wurde nicht in Anspruch genommen)

·) eine schweizer Wanderin bekommt auf der Post zwei Grapefruits geschenkt

In jedem Shop in den wir kommen, werden wir freundlich begrüßt und gefragt woher wir sind was wir tun usw. Ein Mann bricht sogar seine Renovierungsarbeit in einem Geschäft ab um uns anzusprechen. So etwas habe ich noch nie erlebt, man kommt sich vor wie eine Berühmtheit, oder als ob alle auf einen gewartet haben. So viel Freundlichkeit und Offenheit an einem Ort habe ich noch nie erlebt. In einem Shop kaufe ich mir Baseball- und Footballsammelkarten aus den 90er. Ich wollte so etwas schon immer haben und wurde nicht enttäuscht.

Ach ja, der Bürgermeister von Idyllwild ist übrigens ein Hund. Also, nicht so eine Art Hund wie unsere Bürgermeister am Land, sondern ein richtiger Vierbeiner Hund:

Und das ist soweit ich weiß kein Witz! Max der Bürgermeister schmeißt sogar im Mai eine Geburtstagsparty mit gratis Essen für den ganzen Ort, aber da sind wir leider nicht mehr hier. Spätestens an diesem Punkt hat mich Idyllwild für sich gewonnen. Vielleicht kennt das der eine oder andere, wenn man eine Zeit lang in einem Ort ist und sich plötzlich denkt: hier will ich nicht mehr weg! Nicht nur wegen den Geschenken und den netten Bürgermeister, dieses Örtchen hat einfach eine ganz magische liebevolle Ausstrahlungskraft. Jetzt verstehe ich auch, warum viele Hiker hier Tage lang hier bleiben und nicht mehr auf den Trail zurückkehren.

Das sind wir mit unseren USA Stirnbänder, mit denen wir natürlich gleich noch besser angekommen sind:

Ich habe doch von Jason erzählt den wir beim Paradise Valley Cafe getroffen haben?! Die Mischung aus Goofy und Waterloo! Er holt uns am Abend ab und wir dürfen bei ihm im Garten umsonst zelten. Kurz nachdem er uns abgesetzt hat, sagt er uns, dass er geschäftlich nach LA muss (2 Stunden Autofahrt) und so stehen wir alleine in Idyllwild in einem Garten und klatschen ab. Besser hätte der Tag nicht enden können. Spätnachts kommen noch ein Australier und ein Schwede dazu, beide sind 4 Tage nach uns gestartet und sind jetzt schon hier. Dafür humpeln beide und müssen ein bis zwei Tage pausieren.

Ich möchte noch erwähnen, dass der Bürgermeister Max zwei Vizebürgermeister hat, welche auch Hunde sind (Überraschung) und einer davon heißt Mitzi! (Sieht man auch oben am Bild)

Und Max trägt eine Krawatte…EINE KRAWATTE…

Wenn alle Zerodays so werden, freue ich mich schon auf den nächsten.